
Was ist eine positive Einstellung?
Wie wichtig es ist, eine positive Einstellung zu finden, habe ich dir bereits in meinem Beitrag „zwei Möglichkeiten“ habe ich dir theoretisch erklärt. Und ich habe dich darauf hingewiesen, dass du in jeder Situation deines Lebens zwei Möglichkeiten hast.
Davon ist jeweils die eine konstruktiv, lebensbejahend und liebevoll; und sie fühlt sich gut an. Das ist der Fall, wenn du allgemein eine positve Einstellung zum Leben hast.
Die andere hingegen fühlt sich gar nicht gut an und ist destruktiv, lebensverneinend und lieblos.Dann fehlt dir eine positive Einstellung, vor allem auch zu fir selbst.
Und du hast praktisch immer die Wahl. Sei es indem du deine Einstellung veränderst. Oder auch indem du deine Aufmerksamkeit auf die lichte Seite umlenkst.
In diesem Beitrag möchte ich dir einige plastische Beispiele zeigen, um die Theorie mit Leben zu erfüllen. Und um dir die Gelegenheit zur Identifikation zu geben.
Wenn du Geschichten magst, dann mag dir auch mein Beitrag „Positive Lebenseinstellung“ gefallen. Darin schildere ich zwei völlig unterschiedliche Umgangsweisen mit einem ähnlichen Tagesablauf.
Was erwartet dich in diesem Beitrag?
- Drei lebensnahe Beispiele zur Illustration: was ist eine positive Einstellung und was eine negative?
- Drei Möglichkeiten zur Identifikation.
- Auf welcher Seite findest du dich wieder?
- Klare Empfehlungen, was jeweils sinnvoller wäre.
- Erklärungen über die Wirkungsmechanismen.
- Mein Tipp für dich
Positive Einstellung zum Job
Das erste Beispiel für eine positive Einstellung (oder deren Mangel) betrifft eine berufliche Situation. Diese hast vielleicht auch du schon so oder so ähnlich erlebt.
Stell dir vor, du kommst morgens ins Büro und dein Chef (kann natürlich auch eine Chefin sein) empfängt dich mir einem völlig überraschenden Frontal-Angriff. Er stellt dich wegen etwas, für das du absolut nichts kannst, zur Rede.
Wie gehst du damit um?
Mit welcher der beiden Umgangsweisen kannst du dich eher identifizieren?
Und bist du mit deiner Einstellung zufrieden?
Oder könntest du dir vorstellen, in Zukunft anders mit solchen Stressoren umzugehen?
Ärger bei Ungerechtigkeit ist doch berechtigt!
Jeder vernünftige Mensch wird der Ansicht sein, du seist eindeutig im Recht. Und es wäre durchaus verständlich, wenn du dich ärgerst.
Tatsächlich ist gegen diesen Ärger als erste Reaktion natürlich nichts einzuwenden. Vor allem, wenn dir eklatant Unrecht geschieht. Das ist ein Automatismus, den du kaum vermeiden kannst. Und zu dem du stehen solltest.
Es gibt immer zwei Möglichkeiten
Nach dieser spontanen ersten Reaktion, hast du jedoch zwei Möglichkeiten.
Die Negativ-Variante und du
Du kannst auf diesem Ärger beharren und dich weiter hineinsteigern. Kannst allen anderen davon erzählen und dir Mitleid holen.
Das wird dein eigenes (auch nicht gerade gesundes) Selbstmitleid weiter verstärken. Womit das Unrecht, das dir angetan wurde, noch intensiviert wird.
Und du prägst es fest in deine Hirn-Bahnen ein. Damit steht es dir jederzeit wieder zur Verfügung, wenn du wieder einmal „Lust auf ein Bad im Ärger oder im Selbstmitleid“ hast.
Ja, ich trachte gerade in anspruchsvollen Situationen danach, meinen Humor beizubehalten!
So prolongierst du den Augenblick des berechtigten Ärgers und schüttest massiv Stresshormone aus.
Wenn Stresshormone deine Körperchemie bestimmen, läuft dein Überlebenszentrum auf Hochtouren. Und bereitet dich auf Kampf oder Flucht vor, die beide in dieser Situation sinnlos wären.
Besonders fatal ist dabei die Ausschaltung deiner höheren Hirnzentren. Denn diese reduziert dich auf den Höhlenmenschen-Modus.
Dadurch läuft die ärgerliche Situation immer wieder vor deinem geistigen Auge vorbei. Wie eine Schallplatte mit einem Sprung, an dem die Nadel hängen bleibt. Und die immer wieder diesselbe Stelle spielt. Auf diese Weise steigerst du dich immer weiter in deinen Ärger hinein.
Überflüssig zu sagen, dass du in dieser Zeit wohl kaum fähig bist, auch nur irgendetwas Sinnvolles zuwege zu bringen.
Mehr Informationen dazu findest du übrigens auch in meinem Buch zur mentalen Seelenfitness.
Die Folgen für dich
Du investierst all deine Kraft und Konzentration in die Aufrechterhaltung deines Ärgers.
Und für die geradezu absurde Bereitstellung von Energie für den nicht stattfindenden Kampf. Oder für die ebenso nicht durchführbare Flucht.
Du giftest dich und bist sauer. Beides im wahrsten Sinne des Wortes. Denn deine Stresshormone wirken tatsächlich als Gift. Und dein Blut-pH geht wirklich in den sauren Bereich. Du kannst dich noch so gesund und basisch ernähren – dein Stress macht dich sauer. Und stört dein Säure-Basen-Gleichgewicht.
Damit verdirbst du dir den ganzen Tag und näherst dich dem Friedhof oder dem Pflegeheim – und vielleicht sogar der Kündigung.
Und hast keinen Zugang mehr zu deiner positiven Einstellung.
Die Negativ-Variante und dein Chef
Dein Chef hat sich wahrscheinlich längst beruhigt. Aber du brätst – überzeugt von der Rechtmäßigkeit deines Ärgers – im Saft deiner Stresshormone.
Kennst du solche Szenarien?
Wenn nicht von dir selbst, so zumindest von anderen?
Und bestätigst du mir, dass inmitten einer solchen Ärger-Spirale jegliche Produktivität auf Eis gelegt ist?
Die Positiv-Variante – die positive Einstellung
Nun, wie sähe die andere Möglichkeit aus? Wie äußert sich eine positive Einstellung zum Leben in dieser Situation?
In dem Augenblick, in dem du bemerkst, dass dich dein Ärger überkommt, werde dir dessen bewusst!
- Fühle bewusst deinen Ärger!
- Wo und wie kannst du ihn in deinem Körper wahrnehmen?
- Was macht er mit deiner Körperhaltung und deiner Muskelspannung?
- Achte dabei auch darauf, ob du irgendeine Farbe sehen kannst! Nicht umsonst sagt man „jemand sieht Rot“.
- Ob du irgendeinen Geruch wahrnimmst! Wir sprechen ja auch vom „Stänkern“.
- Oder ob du einen Geschmack im Mund hast! Oft bleibt uns ja ein „bitterer Nachgeschmack“.
- Und werde dir bewusst, wie dich dieser Ärger mental einengt.
Gesteh dir dabei zu, dass diese Reaktion im ersten Moment durchaus verständlich ist.
„Ja, ich ärgere mich jetzt… ich ärgere mich sehr! Aber muss das so bleiben?“
Dann erinnere dich daran, dass du die Wahl hast. Du kannst dich deiner Ärger-Spirale hingeben oder dich daraus befreien.
Frage dich in diesem Moment:
„Was müsste passieren, damit ich diesen Ärger im Nu loslassen könnte?“
Spiele mit deiner Vorstellung!
Stell dir vor, du bekommst mitten in deinem hoch schäumenden Ärger die Nachricht, du hättest soeben den Jackpot geknackt.
Würde sich dein Ärger damit nicht im Nu auflösen?
Oder wie wäre es, wenn du im Augenblick deines größten Ärgers erfährst, dass du befördert wirst. Und dass dein Chef, der heute so ungerecht war, wesentlich daran beteiligt war.
Dass du eine öffentliche Anerkennung bekommst, geehrt wirst oder einen Wettbewerb gewonnen hast.
Wäre da dein Ärger nicht im Nu vergessen?
Und hättest du da nicht sofort wieder deine positive Einstellung wiedergewonnen?
Weitere „Herausreißer“ überlasse ich deiner Phantasie.
Du bist deinem Ärger jedenfalls nicht ausgeliefert. Und du kannst deine positive Einstellung jederzeit wiederfinden. Auch wenn sie dir kurzzeitig abhanden kommt. Und auch wenn dein Ärger noch so berechtigt ist.
Sondern du hast die freie Wahl. Du könntest deinem Chef seine ungerechte Reaktion sogar nachsehen.
Bärbel Mohr hat einmal gesagt:
„Wenn jemand etwas Dummes tut, fällt ihm nur im Augenblick nichts Besseres ein!“
Ein Gedanke, der mir oft schon sehr geholfen hat. Und der ein schöner Ausdruck für eine positive Lebenseinstellung ist.
Könntest du dir vorstellen, dass er auch dir in einer solchen Situation wohltun könnte?
Auch wenn es bloß aus der Einsicht wäre, dass dein Ärger dir selbst am meisten schadet.
Wenn du dich ihm hingibst, drosselt er über Stunden dein Immunsystem und macht dich damit krankheitsanfälliger. Außerdem kann er dir Magengeschwüre, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, Diabetes und Ähnliches bescheren.
Verständnis finden über deine positive Einstellung
In ganz weisen Momenten steht es dir sogar frei, Verständnis zu finden für diesen Ausrutscher.
Wer weiß, was dieser Reaktion deines Vorgesetzten vorangegangen ist?
Frage dich, was wohl passiert sein mochte, das diesen Mann so aus den Fugen geraten ließ. Vielleicht hat er aktuell familiäre Sorgen. Oder der ärztliche Befund, der heute in seiner Post war, ist besorgniserregend. Möglicherweise hat er kurz zuvor von seinem Vorgesetzten eine Rüge bekommen. Oder wurde wegrationalisiert. Aber vielleicht hatte er auf dem Weg ins Büro auch einen Unfall, den ihn massiv erschreckt hat.
Da gibt es so viele verschiedene Möglichkeiten.
Ich sage damit natürlich nicht, dass es irgendeinen berechtigten Grund gibt, dir Unrecht zu tun. Aber ich denke, es mag zumindest Gründe für Verständnis geben. Vielleicht ist es auch dir schon einmal passiert, dass du jemand Unrecht getan hast.
Bei mir ist das sicher schon vorgekommen. Und diese Einsicht hilft mir, Verständnis zu finden.
Abgesehen davon tust du dir selbst etwas Gutes, wenn du nach Verständnis und Nachsicht trachtest. Einfach, weil dies deine Körperchemie heilsam umpolt. Was wiederum deine positive Einstellung fördert.
Das ist ja so problematisch am Ärger. Er schadet nicht dem, der den Ärger ausgelöst hat; sondern dem, der sich ärgert.
Und das ist das Gute an positiven Emotionen, wie du auch in meinem Buch zur emotionalen Seelenfitness nachlesen kannst. Sie tun dir wohl!
Positive Einstellung zur Beziehung
Sehen wir uns zur Illustration ein weiteres recht verbreitetes Beispiel an. Das Thema Betrug. Das übrigens für Menschen, die ihren Zwilling verloren haben, besonders brisant ist. Näheres findest du auch auf meiner Homepage „Alleingeborener Zwilling“. Und natürlich in meinem gleichnamigen Buch.
Eifersucht ist bei Betrug doch berechtigt!
Nehmen wir an, du wirst von deinem Partner, deiner Partnerin betrogen. Natürlich tut das weh.
Wer weiß das nicht aus eigener Erfahrung?
Aber willst du wirklich diesen Schmerz prolongieren?
Willst du Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre im Selbstmitleid baden?
Nimmst du dafür alle entsprechenden Folgen auf dein gesamtes Leben in Kauf?
Oder möchtest du lieber einen gesünderen Standpunkt finden?
Weil dir das Leid, das dir angetan wurde, bereits reicht. Und du keinen vernünftigen Grund siehst, dieses Leid auch noch zu verlängern und zu vertiefen.
Es gibt immer zwei Möglichkeiten
Wie immer hast du auch hier zwei Möglichkeiten. Entweder du entscheidest, dich aus dieser Beziehung zu lösen. Oder aber du möchtest diese Partnerschaft aufrechterhalten.
In beiden Fällen hast du wieder zwei Möglichkeiten. Aber in beiden wäre es sinnvoller, Gelassenheit zu finden und dieses Ereignis ad acta zu legen.
Gelassenheit
Erinnere dich an das ungemein kluge Gebet, das sich viele auf ihre Fahnen heften. Mir gefällt am besten der Gedanke, es stamme von Franz von Assisi.
„Gott gebe mir die heitere Gelassenheit, anzunehmen, was ich nicht ändern kann. Den Mut, zu ändern, was ich ändern kann. Und die Weisheit, eines vom anderen zu unterscheiden!“
Wenn du diese Worte stets im Hinterkopf behältst, wirst du weit weniger Stress haben. Und dein Leben wird künftig unter einem viel helleren Stern stehen.
Erinnere dich an die Vernetzungen in deinem Gehirn. Auch im prolongierten Leid oder Ärger verstärkst und verdichtest du die entsprechenden Nervenbahnen. Damit werden die mit Leid oder Ärger assoziierten Areale in deinem Gehirn immer wieder aktiviert und verstärkt. Das macht dich immer wieder von Neuem anfällig für diese Emotionen.
Sei es, weil irgendwelche Assoziationen dich wieder in dieses Gefühls-Chaos hineinversetzen. Oder aber, weil du über das Gesetz der Anziehung immer wieder ähnliche Erfahrungen anziehst.
Verständnis finden
Auch in diesem Fall kannst du versuchen, Verständnis zu finden. Auch wenn das fraglos schwierig sein mag.
Überdies könntest du auch hinterfragen, was dir diese Tatsache sagen möchte. Welche Botschaft sich also darin verbirgt.
Was spiegelt dir dein untreuer Gefährte, deine untreue Gefährtin mit dem entsprechenden Verhalten?
Könnte es sein, dass du selbst dir nicht die gewünschte Treue hältst?
Dass du selbst zu wenig zu dir stehst?
Dass du dich selbst in irgendeinem Zusammenhang hintergehst?
Die Spiegelung verstehen
Vielleicht sollte der Betrug deines Mannes, deiner Frau dir Anlass geben, über deine eigene Treue nachzudenken. Und zwar gar nicht unbedingt ihm oder ihr gegenüber. Vielleicht gehst du nicht liebevoll und wertschätzend genug mit dir selbst um.
Kannst du das in dieser Spiegelung erkennen?
Könntest du diesem menschlichen Spiegel dann nicht sogar dankbar sein?
Dankbarkeit ist allemal gesünder als Selbstmitleid.
Wie reagierst du, wenn dein gläserner Spiegel dir ein verdächtiges Muttermal auf deinem Rücken zeigt? Eine Hautveränderung, die dir ohne deinen Spiegel wohl entgangen wäre. Und die schleunigst entfernt werden sollte.
Bist du da nicht froh über diese Entdeckung, obwohl sie natürlich nicht angenehm ist. Sie ist nicht angenehm, aber sie ist wertvoll. Ähnlich wie vielleicht auch die Untreue deines Gegenübers.
Mir ist klar, das sich all das leichter sagt, als es sich dann im Endeffekt lebt. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es möglich ist.
Ich möchte, dass du die Mechanismen hinter all dem verstehst. Denn dann wirst du automatisch die Motivation zur Befreiung finden. Dann gibst du dich nicht mehr hilflos wie ein hypnotisiertes Kaninchen deinen negativen Emotionen hin.
Sondern dann versuchst du zumindest, das Ruder herumzudrehen, wenn eine negative Emotion dich im Griff hat. Und immer öfter wird dir dies auch gelingen.
Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft
Erscheint dir diese Geschichte mit der Botschaft hinter dem Geschehenen als zu weit hergeholt?
Bist du der Ansicht, das, was passiert, sei reiner Zufall?
Und es gäbe dabei keine sinnvollen Hinweise?
Vielleicht möchtest du meine Gedanken zu diesem Thema lesen. Ich war selbst davon betroffen und habe enorm vom Erkennen dieser Spiegelungen profitiert. Und teile meine Erfahrungen auch in meinem Liebes- und Beziehungsbuch.
Dann sollte es zumindest reichen, dir vor Augen zu führen, was du dir mit dem Bad in negativen Emotionen antust. In diesem Fall deiner Eifersucht. Die bekanntlich eine Leidenschaft ist, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft. Dies dann auch noch mit der entsprechenden Körperchemie.
Durchbrich einfach diese Leid-Spirale und entscheide dich für Freude, Glück und andere positive Emotionen. Diese stehen dir jederzeit zur Verfügung. Auch wenn es Situationen gibt, in denen sie dir leichter zugänglich sind als in anderen.
Es liegt jedenfalls in deinem Ermessen, welche Wahl du triffst. Diese Einsicht ist oft nicht bequem, das ist mir klar. Sie bringt eine große Verantwortung mit sich. Aber quasi im Doppelpack damit auch eine gehörige Portion an Freiheit.
Positive Einstellung zum Straßenverkehr
Und weil „aller guten Dinge drei sind“, habe ich hier noch ein drittes Beispiel für dich. Vor allem dann, wenn du dich viel im Straßenverkehr aufhältst, wird dir diese Szene vertraut sein.
Erschrecken im Straßenverkehr ist verständlich
Du bist im Auto unterwegs und ein anderer Verkehrs-Teilnehmer schneidet dich. Damit zwingt er dich zu einem riskanten Ausweich-Manöver, das aber gerade noch gut ausgeht.
Die erste Reaktion ist natürlich und verständlicher Weise Ärger. Und Wut über diese Rücksichtslosigkeit. Besonders, wenn dieser Mann dir dann noch spontan den Vogel zeigt.
Das ist nachvollziehbar, und dem wirst du wohl auch kaum entgehen können.
Es gibt immer zwei Möglichkeiten
Aber dann stehst du wieder vor der Weggabelung und hast zwei Möglichkeiten.
Die Negativ-Variante
Du kannst dich für die Negativ-Variante entscheiden. Kannst den Rest des Tages im Stress-Cocktail aus ärgerlichen Gedanken und den entsprechenden negativen Emotionen bleiben.
Kannst sie immer wieder aufwärmen und dir die brenzlige Situation wider und wieder vor Augen führen. Und setzt damit die Stressreaktion jedes Mal wieder in Gang.
Damit erhältst du sie über lange Zeit aufrecht und verstärkst sie immer wieder aufs Neue. Und deine positive Einstellung ist außer Reichweite.
Dein Gehirn unterscheidet nicht, ob du etwas tatsächlich erlebst, oder bloß wieder aus der Erinnerung fischst. Das ist heute eindeutig nachweisbar.
Worst Case Szenarien
Zum Drüberstreuen kannst du dir dann auch noch genüsslich Worst Case Szenarien ausmalen.
Was hätte noch alles passieren können?
Wie wäre alles ausgegangen, wenn ich nicht rechtzeitig gebremst hätte?
Was wäre gewesen, wenn…?
Du vergegenwärtigst dir all das in den leuchtendsten Farben.
Und damit du es nicht vergisst, schilderst du dieses Horror-Szenario auch noch allen anderen. Jenen, die es hören wollen oder auch nicht.
Das hält deinen Stresspegel schön hoch und lässt auch noch andere mitnaschen. Denn über ihre Spiegelneuronen leiden sie mit dir und schütten genau wie du Stresshormone.
Geteiltes Leid ist doppeltes Leid!
Es stimmt nämlich nicht, dass geteiltes Leid halbes Leid ist. Auch dazu gibt es neue Forschungs-Ergebnisse! Wir empfinden dank unserer Spiegelneuronen all das, was Menschen in unserem Umfeld erleben, mit. Besonders natürlich all das, was sie uns in den buntesten Farben schildern.
Der Fachbegriff für dieses Phänomen heißt Empathie. Und wir alle haben sie schon bis zu einem gewissen Grad erlebt. Aber nun kennen wir das organische Substrat dafür, diese speziellen Hirnzellen. Der italienische Wissenschaftler Giacomo Rizzolatti hat sie als erster beschrieben und Spiegelneuronen genannt.
Die Positiv-Variante
Die andere Möglichkeit scheint mir weit sinnvoller zu sein. Dazu brauchst du allerdings eine gesunde positive Einstellung.
Auch hier kannst du die komplexen Stressreaktionen nach dem ersten Erschrecken bewusst wahrnehmen.
- Verfolge das typische Adrenalin-Brennen durch deinen Körper!
- Spür aufmerksam, wie deine Muskulatur sich verspann!
- Erkenne, wie dein Atem flach wird!
- Werde dir bewusst, wie dein Denken eingeengt ist!
- Fühle das heftige Herzklopfen bis in den Hals hinauf!
- Nimm deine verkniffene Mimik wahr. Die zugekniffenen Augen, die schmalen Lippen und die gerunzelte Stir!
- Und spür die zusammen gebissenen Zähne und die Spannung in Hals und Nacken!
Und dann geh sanft in dein Ja!
Sag „ja“ zu deiner ersten Reaktion auf diese Situation. Du kannst sie ohnehin nicht mehr ändern oder ungeschehen machen.
„Ja, so ist es gewesen!“ und „ja, ich bin sehr erschrocken, aber ich habe glücklicher Weise rasch und richtig reagiert. Daher ist nichts Gröberes passiert!“.
Nimm deinen ersten Ärger mit einem Ja an:
„Ja, ich ärgere mich sehr über die Reaktion des anderen Verkehrsteilnehmers!“.
Geh nicht in den Widerstand zu deinem Ärger, sondern fühle ihn für einige Augenblicke bewusst. Nimm all das an, was diese Szene in dir ausgelöst hat an Kampf- oder Flucht-Mechanismen! Und dann lass all das behutsam los!
Erinnere dich daran, dass deine erste Reaktion durchaus verständlich ist! Dass sie dir auf Dauer aber nicht gut tut!
Dann löse dich sanft davon!
Was müsste passieren, um den Ärger aufzulösen?
Und frage dich, was passieren müsste, damit der Ärger sich auflösen würde! Erinnere dich an die vorhin geschilderten Varianten! Welche positive Nachricht könnte diesen verständlichen Ärger völlig in den Hintergrund treten lassen?
Auch hier kannst du dir vor Augen halten, dass auch du nur ein Mensch bist. Und dass du beim Autofahren auch schon das eine oder andere Mal falsch reagiert hast. Sodass auch andere wegen dir Notbremsungen hinlegen mussten. Wir sind alle nicht unfehlbar.
Positive Ausrichtung der Aufmerksamkeit und Verständnis
Und wenn du schon das Gefühl hast, du musst bei dieser Szene bleiben,
- dann richte deine Aufmerksamkeit wenigstens bewusst auf das Positive!
- Fokussiere dich auf die Tatsache, dass alles gut gegangen ist!
- Freue dich darüber, dass deine Reaktion so perfekt war!
- Sei dankbar, dass es keinen Zusammenstoß mit all den unangenehmen Folgen gegeben hat!
Vielleicht findest sogar Verständnis für den anderen Fahrer. Auch in diesem Fall weißt du nicht, was dieser Reaktion vorangegangen ist. Also geh einfach davon aus, dass Nachsicht angebracht ist.
Ob das nun richtig ist oder nicht, ist egal. Für dich ist es jedenfalls gesünder. Und es zeigt deine positive Einstellung.
Und sollte es tatsächlich gekracht haben, dann finde irgendetwas anderes Positives! Etwa, dass es keinen Personenschaden gegeben hat. Dass nichts noch Schlimmeres passiert ist.
Wenn du wirklich willst, kannst du immer etwas finden. Das kann sogar einen gewissen Ehrgeiz in dir erwecken.
Nimm dir vor, auch in den absurdesten Situationen etwas Positives zu finden! Und nimm wahr, wie dein inneres Kind sich freut, wenn es dir gelungen ist!
All das wird dir allerdings nur möglich sein, wenn du dein Stirnhirn zur Verfügung hast. Wenn es also ausreichend durchblutet ist, um aktiv zu sein. Warum das so wichtig ist, kannst du auch in meinem Stress-Buch nachlesen. Auch hier gibt es zum eBook eine hilfreiche Bonusmeditation.
Mein Tipp für dich
Wenn du bemerkst, dass du – warum auch immer – eine negative Emotion erlebst, dann werde dir bewusst, dass du unter Stress stehst!
- Fühle bewusst deinen Stress!
- Wo und wie kannst du ihn in deinem Körper wahrnehmen?
- Was macht er mit deiner Körperhaltung und deiner Muskelspannung?
- Achte dabei auch darauf, ob du irgendeine Farbe sehen kannst! Nicht umsonst sagt man „jemand sieht Rot“.
- Ob du irgendeinen Geruch wahrnimmst! Wir sprechen ja auch vom „Stänkern“.
- Oder ob du einen Geschmack im Mund hast! Oft bleibt uns ja ein „bitterer Nachgeschmack“.
- Und werde dir bewusst, wie dich dieser Stress mental einengt.
- Gesteh dir dabei zu, dass diese Reaktion im ersten Moment durchaus verständlich ist.
- Aber dann erinnere dich daran, dass du die Wahl hast. Du kannst dich deiner Stress-Spirale hingeben oder dich daraus befreien.
- Frage dich in diesem Moment:
- „Welcher Gedanke fühlt sich besser an?“
Fazit:
Du hast immer zwei Möglichkeiten. Und gerade in anspruchsvollen Situationen kommt es vor allem auf deine Einstellung an. Diese liegt in deiner Macht, genau wie deine Aufmerksamkeit.
Auch diese kannst du auf das Negative richten, das dir Stress beschert. Oder auf das Positive, das dir Glückshormone schenkt.
Diese sind nicht nur angenehm, sondern wirken sich auch höchst heilsam auf Körper, Geist und Seele aus.
Ich würde mich freuen, wenn meine Illustrationen dich motivieren, deine eigene Einstellung zu überprüfen.
Und gegebenenfalls zu korrigieren, wenn du sie als noch nicht ideal erkennst.
Möge die Übung gelingen und du eine positive Einstellung finden!
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