
Positive Lebenseinstellung? Was ist eine positive Lebenseinstellung?
Was bedeutet eine positive Lebenseinstellung? Und wie erlange ich sie?
In diesem Beitrag schildere ich dir die unterschiedlichen Reaktionen zweier Frauen auf ähnliche Lebenssituationen.
Erkennst du, wie sich eine gut ausgeprägte positive Lebenseinstellung äußert? Und was sie alles bewirkt?
Wird dir an der ersten Geschichte klar, wie sich die negative Lebenseinstellung zeigt? Und wie sie sich auswirkt?
Mit welcher dieser beiden Protagonistinnen schwingst du eher in Reseonanz?
Bist du mit deinem derzeitigen Stand zufrieden?
Und kannst du dich eindeutig wiederfinden? Oder möchtest du deine Lebenseinstellung noch besser kennenlernen?
Mein Beitrag „Lebenseinstellung Test“ kann dir dabei sehr wertvolle Dienste erweisen.
Und möchtest du gern etwas daran ändern? Dann findest du vielleicht die eine oder andere Empfehlung in meinem Beitrag „Positive Einstellung“.
Was erwartet dich in diesem Beitrag?
- Die Schilderung zweier sehr unterschiedlicher Reaktionen auf ähnliche Lebenssituationen.
- Die eine Reaktion zeigt eine gesunde und durchwegs positive Lebenseinstellung.
- Während die andere ein klassisches Beispiel für eine negative und pessimistische Lebenseinstellung ist.
- Die Möglichkeit zur Identifikation mit einer der beiden agierenden Personen.
- Erhellende Aha-Erlebnisse.
- Die eine oder andere Bestätigung.
- Vielleicht auch manche Kurskorrektur.
- Mein Tipp für dich
Liebst du Geschichten?
Bist du noch nicht sicher, ob du eine eher positive Lebenseinstellung hast oder eine mehrheitlich negative?
Dann kannst du anhand meiner beiden Schilderungen etwas mehr Klarheit gewinnen.
Findest du dich in vielen deiner Reaktionen in Lena wieder?
Dann regt dich meine Beschreibung vielleicht an, dich etwas umzupolen?
Gefällt dir die positive Lebenseinstellung, mit der Romana ihre Herausforderungen meistert?
Wie könntest du ähnlich klug mit deinen aktuellen Herausforderungen umgehen?
Inspiriert dich Romana, dir eine ähnlich positive Lebenseinstellung anzueignen?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bildliche Beispiele oft eingängiger sind trockene Theorie.
Daher möchte ich dir nun zur Inspiration zwei Tagesabläufe schildern.
- Kannst du dich mit einer dieser beiden Personen identifizieren?
- Welche der beiden Frauen ist dir ähnlicher – auch als Mann?
- Und bist du zufrieden mit dieser Ähnlichkeit?
- Oder erkennst du die Unklugheit der einen Protagonistin?
- Während sie dir bei dir selbst nicht so auffällt?
Fühle dich einfach in diese beiden Geschichten hinein und spür, wo du mehr Resonanz wahrnehmen kannst.
Zwei Tagesabläufe zur Inspiration
Lenas Horror-Tag
Lena ist zweiundvierzig und frisch geschieden. In diesen Tagen hat sie oft den Eindruck, ihr Leben spiele einfach verrückt. An sich macht ihr ihre Arbeit Freude, und sie kommt auch mit ihrem Team gut aus. Normalerweise.
Aber im Augenblick scheint auch hier der Teufel unterwegs zu sein. Nicht nur ihr Chef spinnt derzeit gewaltig, so wie eigentlich nie zuvor. Sondern auch die meisten ihrer Mitarbeiter scheinen wie ausgewechselt.
Was früher in offenen Gesprächen geklärt werden konnte, bleibt jetzt in der Luft hängen. Und dem entsprechend geladen ist die Atmosphäre im Büro. Ein Missverständnis jagt das andere.Früher hatte sie eine recht positive Lebenseinstellung, aber seit einiger Zeit scheint ihr die verlorengegangen zu sein.
Sie fühlt sich allzu leicht verletzt. Und dann denkt sie, nur beharrliches Schweigen bewahrt sie und ihre Umwelt vor einer weiteren Aufschaukelung der explosiven Situation.
Dabei fühlt sie sich jedoch höchst unwohl, denn sie ist eine sehr extrovertierte Person. Und weiß daher sehr genau, dass alles Geschluckte weiterhin wirkt. Wenn auch aus der Tiefe und daher kaum kontrollierbar…
Ein Alptraum
Morgens wacht Lena schweißgebadet und total verspannt auf. Der Wecker hat sie unsanft aus einem bösen Traum geweckt. Der ist ihr zwar nicht mehr in Erinnerung ist, färbt jedoch den ganzen Tag mit seinen düsteren Tönen.
Dieses kaum fassbare Unbehagen begleitet sie, auch wenn sie sich dessen meist gar nicht bewusst wird. Umso destruktiver entfaltet sich die fatale Wirkung. Mehrfach versucht sie, einen Zipfel dieses Alptraumes zu erhaschen. Aber mehr als quälende und energieraubende Unlustgefühle sind nicht greifbar.
Irgendeine Gefahr scheint über ihr zu lauern. Die vielleicht sogar abzuwenden wäre, wenn sie die entsprechenden Informationen hätte. Wenn sie die Warnung in diesem Traum erkennen könnte.
So begleitet sie die ungreifbare und kräftezehrende Angst durch den ganzen Tag. Irgendetwas hat sie versäumt…
Als sie in der Dusche steht, versiegt nach wenigen Augenblicken der Wasserstrom. Sie ist eingeseift und hat Schaum in den Haaren. Und denkt entnervt: „wieder einer dieser Tage! Wie soll man da seine positive Lebenseinstellung aufrecht erhalten?“
Sie wischt sich notdürftig die Seife vom Körper und holt den Teekessel. Darin ist gestern Abend zum Glück noch etwas Wasser zurückgeblieben. So versucht sie, ihre Haare zu schwemmen. Ein lächerliches Unterfangen, aber sie hat keine andere Wahl.
Nun erinnert sie sich, gestern Abend im Hausflur einen entsprechenden Hinweis gesehen zu haben. „Wegen dringend nötiger Bauarbeiten an den Rohren Wasserabsperrung zwischen 7 und 8 Uhr. Wir bitten um Verständnis!“.
„Viel verlangt“, denkt sie, und beschimpft sich selbst ob ihrer Vergesslichkeit. „Alter Trottel“ ist da noch das mildeste Urteil.
Eine Beraterin hat sie mal vor diesen Selbstbeschimpfungen gewarnt und gemeint, diese würden nicht gerade für eine positive Lebenseinstellung sprechen. Aber das sagt sich so leicht..
Wie auch immer. Irgendwie löst sie dieses Problem. Nur wird es nicht das letzte sein, das ihr den Tag versüßt.
Ein Tag ohne Frühstück
Für ihr Frühstück gibt es kein Wasser mehr. Das Kontingent im Teekessel musste ja zur notdürftigen Haarspülung herhalten. Also beschließt sie, heute einmal Milch zu trinken statt des täglichen Kaffees.
Ein Entschluss, der ihr rasch vergällt wird. Die Milch lässt nicht ausgießen. Sie ist sauer geworden.
Also gibt es Orangensaft zum „guten Morgen“. Nicht ganz nach Lenas Geschmack, aber schließlich braucht sie ja etwas Flüssigkeit. Sie muss die Betablocker herunterwürgen, die ihr der Arzt gegen ihre Hypertonie verschrieben hat.
Nie hat sie etwas davon gemerkt, aber eine Routine-Untersuchung brachte diese neue Errungenschaft ans Tageslicht. Seitdem ist sie von Medikamenten abhängig. So empfindet sie das ziemlich verdrossen. Auch dieser Befund fördert die positive Lebenseinstellung, die sie so gern hätte, nicht gerade.
Anruf des Liebsten
Durch die Verzögerungen aufgrund des morgendlichen Wassermangels ist sie spät dran. Eine Tatsache, die durch den Anruf ihres neuen Liebsten noch erschwert wird.
Natürlich muss sie ihm ihr Leid klagen und sich seine tröstenden Worte anhören. Dazwischen aber auch die eine oder andere Stichelei. In letzter Zeit sei sie ziemlich vergesslich, so meint er.
Wie wohl tut es, wenn in offenen Wunden gebohrt wird! Man verabredet sich für den Abend, und nun muss sie wirklich los.
Sie beeilt sich, als sie hört, dass ihre Nachbarin gerade in den Lift einsteigt. Aber sie kommt zu spät. Sie fährt ihr mit allerlei mitleidigen Beteuerungen vor der Nase davon. Von wegen: es täte ihr wirklich leid. Sie hätte zu spät bemerkt, dass noch jemand mitfahren möchte.
Egal. Lena ist heute nicht in Stimmung, sich über irgendwelche Banalitäten zu unterhalten. Heute nicht. So wartet sie, bis der Lift wieder da ist. Und ist fast erstaunt, dass er nicht gerade heute seinen Geist aufgibt.
Der Horror geht weiter
Beim Auto angekommen bemerkt sie, dass sie keine Schlüssel hat. Sie muss sie wohl in der Wohnung liegen gelassen haben. Vielleicht hat das Minne-Telefonat sie so abgelenkt?
Nun, es hilft alles nichts, ein Aufsperrdienst muss her. Aber nein, ihr neuer Freund hat ja auch schon einen Schlüssel bekommen. In einer schwachen Stunde hat sie ihm diesen Liebesbeweis gegeben.Seine positive Lebenseinstellung hat Lena trotz des Altersunterschiedes so für ihn eingenommen.
So ruft sie ihn an und fragt, ob er einen Sprung vorbeikommen und ihr in dieser Krise helfen könne. Natürlich kann er das, er würde sie gern retten kommen. Kann sich aber die nächste Spitze ob ihrer beginnenden Demenz nicht verbeißen.
Aber immerhin, das Problem ist lösbar.
Allerdings fragt sich Lena, wo er so lange bleibt. In dieser Zeit hätte ihr der Schlüsseldienst längst geholfen. Das wäre sie allerdings teuer gekommen. Und außerdem sieht sie auf diese Weise ihren Mark wenigstens für ein paar Augenblicke.
Sie steht am Gang vor ihrer Wohnungstüre und spürt, wie ihr Kreislauf beginnt Probleme zu machen. Sie kann niemals lange stehen, aber schon gar nicht, wenn sie sich gerade aufgeregt hat. So setzt sie sich auf den Boden, um einen Kollaps zu vermeiden.
Trübe Gedanken
Und nun rasen trübe Gedanken durch ihre Hirnwindungen. Warum ist sie in letzter Zeit wirklich so vergesslich? Hat das etwas mit den häufigen Kopfschmerzen in den letzten Monaten zu tun? Wie soll man mit diesen Schmerzen eine positive Lebenseinstellung haben?
Diese lästige Vergesslichkeit hat ihr auch beruflich schon so manchen Streich gespielt. Aber bisher sah sie diese einfach als stressbedingte Funktionsstörung. Nun aber wird die Geschichte langsam wirklich ungut. Und bedrohlich auch…
Gott sei Dank platzt in diese dunklen Gedanken ihr neues Du. Mit leichter Ironie, aber dennoch liebevoll sperrt er die Wohnungstüre auf. Eine kurze, innige Umarmung, mehr ist im Augenblick nicht möglich. Lena hat bereits einen wichtigen Termin versäumt, so möchte sie wenigstens zum nächsten zurechtkommen.
„Lieber, wir sehen uns abends, ich freu mich!“, und sie rast davon. Zu Fuß, denn wieder ist ihr der Aufzug gerade davongefahren. Macht nichts, Bewegung ist immer gut! Aber nicht eine so hektische, denn in der Eile stolpert sie und stürzt.
Der Aufprall hallt durch das ganze Stiegenhaus und alarmiert natürlich auch Mark. Dieser war noch kurz in ihrer Wohnung geblieben, um ihr einen kleinen Liebesbrief zu hinterlassen. Nun eilt er herbei.
Ein Knochenbruch…
Als ehemaliger Rettungsfahrer erkennt er sofort den Ernst der Lage. Es ist ein Knöchelbruch, daran gibt es keinen Zweifel. Aber er verlässt sich auf seine positive Lebenseinstellung und versichert ihr, dass ihr diese Zwangspause ganz gut tun wird.
Aber Lena bricht in Tränen aus, das ist wirklich zu viel für einen Tag! Zu viel für sie! Sie kauert im Stiegenhaus, hält ihren von Minute zu Minute mehr anschwellenden Knöchel fest und schluchzt wie ein kleines Mädchen.
Marks Arme halten sie fest. Er hat die Rettung gerufen und ihr Büro von ihrem Unfall verständigt. Nun konzentriert er sich ganz auf sie. Das tut ihr zwar wohl, aber es ist ihr auch peinlich.
Sie möchte nicht zu schwach wirken. Die Beziehung ist noch so jung, so frisch, und sie möchte nicht hinfällig erscheinen. Besonders angesichts der ironischen Bemerkungen des jungen Geliebten, der sich geradezu an ihrer Verwirrung zu weiden scheint.
„Nun ist sie einmal die Schwache, das tut ihr ganz gut“. So denkt er sich.
Die Rettung wird sie ins Krankenhaus bringen. Von Mark, der noch einige Termine wahrzunehmen hat, musste sie sich verabschieden.
Und nun kommt ihr ihr ganzes Elend so richtig zu Bewusstsein. Sie versucht zwar, die Tränen zurückzuhalten, aber es fällt ihr nicht leicht. Diese neue Lage ist alles andere als rosig. Wie soll sie da ihre positive Lebenseinstellung wiederfinden?
… und ein Bruch im Leben …
Ihr Projekt kann sie nun vergessen. Da sie die nächsten Wochen ausfällt, muss einer ihrer Kollegen es übernehmen. Und ironischerweise ist es gerade jener, mit dem die Spannungen derzeit besonders explosiv sind.
Immer wieder fragt sie sich: „Warum ich? Warum immer ich?“. Und findet doch keine plausible Antwort.
Man könnte es als bewusstes in ihr Leid Hinein-Steigern sehen. Aber positive Lebenseinstellung hin oder her; für sie sind dies alles logische Gedankengänge. Alles gerät ihr im Augenblick außer Kontrolle; und alle Felle scheinen ihr davon zu schwimmen.
Auch die quälenden Schmerzen im Knöchel tragen nicht gerade zu ihrem Wohlsein bei. Außerdem muss sie sich sowohl die Schulter als auch den Ellbogen verstaucht haben. Dürfte wohl in ihrem Sturz unglücklich aufgekommen sein. Auch der Kopf tut ihr höllisch weh, den muss sie sich auch irgendwo angeschlagen haben. Eine leichte Gehirn-Erschütterung wohl.
Keine Opeeration?
Immerhin ist sie dankbar, dass keine Operation nötig ist. Ihr Knöchel konnte manuell eingerenkt werden. Von einem sehr unfreundlichen Arzt und mit beträchtlichen Schmerzen. Aber sie ist froh, dass ihr wenigstens die Narkose erspart geblieben ist, die sie immer so schlecht verträgt.
Nun liegt sie in ihrem Krankenbett und hat viel Zeit zum Nachdenken und Grübeln. Gebetsmühlenartig fragt sie sich: „Warum ich? Warum immer ich?“. Und versinkt immer mehr in ihre Depression. Und ihre positive Einstellung schwimmt mehr und mehr davon.
Das Essen im Krankenhaus ist ungenießbar. Die eine Nachbarin schnarcht erbärmlich und die andere redet ununterbrochen auf sie ein. Es ist wirklich unerträglich! Sie versucht, etwas zu schlafen, aber keine Rede davon.
Und da ist nun wieder der Traum der letzten Nacht. Was war das? Sie kann sich nicht erinnern, ist aber wieder ganz in diesem bedrohlichen Gefühl eingesponnen. Panik kommt in ihr auf. „Wovor wollte dieser Traum mich warnen? Welche Gefahr kommt da auf mich zu? Was kann ich tun?“.
… und ein Beziehungsbruch
Wieder steigert sie sich in ihre Angst hinein. Sie ist fast gelähmt in ihrem inneren Aufruhr, als Mark lächelnd bei der Tür hereinschaut.
Lena möchte sich freuen, aber sie kann es nicht. Im Augenblick scheint sie keinen Raum für positive Emotionen zu haben. Sie liegt wie erstarrt in ihrem Bett und regiert kaum auf Marks liebe Worte.
Dieser fragt sich natürlich, wie er diese abweisende Reaktion verstehen soll. Hat er eine solche Zurückweisung verdient?
„Und überhaupt, so attraktiv ist diese Frau gar nicht…“, denkt er. „Wie konnte er sich in eine solche Steinsäule verlieben? Muss wohl der Alkohol mitgespielt haben…“.
Im Augenblick kann er jedenfalls nicht allzu vieles erkennen, was diese Frau anziehend machen würde. Da nützt auch die positive Lebenseinstellung nichts, um die er sich wirklich bemüht.
Lena spürt all das. Sie kann in seinen Gedanken lesen wie in einem offenen Buch. Und das, was sie da zu lesen bekommt, fühlt sich nicht gut an. Es ist nicht gerade dazu angetan, ihre inneren Heilkräfte zu stärken.
Aber sie will nicht mehr weinen. Nein, diesen Triumph will sie ihm nicht noch einmal gönnen. Auch sie fragt sich nun, welcher Teufel sie wohl geritten haben mochte, dass sie sich in diesen Mann verlieben konnte. Eiskalt und oberflächlich. Positive Lebenseinstellung – von wegen…
Und uralte Erinnerungen kommen hoch in ihr. Keine glücklichen Erinnerungen! Nein, bloß Zurückweisungen, Enttäuschungen, Ungerechtigkeit. Und sie verfällt mehr und mehr in ihre Depression…
Der Zusammenbruch
Als Mark gegangen ist, wird ihr klar, dass dies das Ende dieser scheinbar hoffnungsvollen Beziehung ist. Im Gehen hat er ihr noch ihren Schlüssel hingelegt. Mit der Bemerkung, sie solle doch die Zeit im Krankenhaus für Gedächtnis-Training nützen. Das fände er angesichts der Ereignisse dieses Tages wohl angebracht.
Und dann kommen wieder Tränen. Tränen der Verzweiflung und der Angst. Tränen aus Selbstmitleid. Und immer wieder die bange Frage: „Warum ich?“
Die schnarchende Nachbarin macht ein Einschlafen unmöglich. Das Plappermaul auf der anderen Seite schweigt nun endlich. Aber Lena wird diese Nacht durchwachen.
Die Schmerzen in ihrem ganzen Körper haben zwar nachgelassen, weil die Schmerzmittel nun endlich wirken. Aber die Schmerzen ihrer Seele bleiben davon unbeeindruckt. Sie kommt sich vor wie eine ganz große offene Wunde, in die immer wieder heißes Öl gegossen wird.
Und ihre Gedanken tun das ihre dazu. Sie holt sich all das in ihr Bewusstsein, was sie an Negativem finden kann. Alte schmerzhafte Erfahrungen und quälende Ängste für die Zukunft. Alle Lebensbereiche scheinen in diesem Augenblick Anlass zu Verzweiflung und Panik zu sein.
Und Lena tut unwillkürlich das ihre dazu, dass dieser Teufelskreis nicht zum Stillstand kommt. Weit und breit ist ihr keine positive Lebenseinstellung zugänglich.
Spät abends kommt der behandelnde Arzt noch einmal herein und teilt ihr mit, die Röntgen-Kontrolle hätte eine Änderung ergeben. Wahrscheinlich würde doch eine Operation nötig sein. Aber sie solle sich einfach eine positive Lebenseinstellung aneignen; dann würde alles gut. Die letzte Entscheidung sollte morgen früh nach einer neuerlichen Kontroll-Untersuchung fallen..
Romanas spannender Tag
Auch Romana ist zweiundvierzig und auch sie frisch geschieden. Beruflich hat sie gerade eine recht turbulente Zeit. Aber sie versucht, das Beste daraus zu machen. Sie stellt sich den diversen Konfrontationen, denen sie sich in ihrem Büro immer wieder ausgesetzt sieht.
All die weisen Bücher, die sie in den letzten Monaten gelesen hat, haben ihr wirklich geholfen. In ihrer neuen Bewusstheit achtet sie sehr aufmerksam auf all die Botschaften, die sie erkennen kann. Vor allem aus den Reaktionen anderer, aber auch in den verschiedensten Ereignissen.
Merkwürdige Stimmung…
Ihr Chef verhält sich in letzter Zeit recht merkwürdig. Aber Romana lernt immer besser, seine Angriffe nicht persönlich zu nehmen. Es gelingt ihr nicht immer perfekt, aber meistens steckt er dann zurück. Und einige Male hat er sie gar wegen seiner Überreaktionen um Verzeihung gebeten.
Auch der eine Mitarbeiter dürfte gerade in einer Krise stecken. Seine Reaktionen und Antworten sind nicht immer ganz zimmerrein. Aber auch in dieser Beziehung lernt Romana, die uralten Muster wiederzuerkennen. Sie kennt sie noch allzu gut von ihrem geschiedenen Mann. Auch dieser hat ihr schon ihre mangelnde Eigenliebe gespiegelt.
„Wer sich selbst nicht liebt, sollte Liebe auch von anderen nicht erwarten“. So hat sie gelesen. Und mittlerweile denkt sie, dass an dieser Aussage durchaus etwas dran ist.
Romana wacht morgens auf, kurz bevor der Wecker sie erschrecken würde. Diese Strategie hat sie sich in den letzten Monaten angewöhnt.
Und freut sich nun jedes Mal diebisch, wenn es ihr gelingt, diesem Stress zu entgehen. Diesem grausamen Vom-Wecker-aus-dem-Schlaf-gerissen-Werden.
Ein interessanter Traum
Auf diese Weise erhascht sie auch meist noch Reste des letzten Traumes.
Auch heute sind da Bilder, die zuerst sehr vage wirken. So bleibt sie noch eine Weile mit geschlossenen Augen liegen, um sich diesen Traum noch einmal zu vergegenwärtigen.
Sie sieht und fühlt sich über einem schmalen Abgrund hängen. Ihre ausgebreiteten Arme liegen beidseits des Spalts, in dem ihr Körper hängt, auf dem Boden auf. Eine eigenartige Position, meint sie. Wenn sie das in Worte fassen wollte, könnte sie sagen: „ich hänge in der Luft“.
Ja, irgendwie so fühlt sich Romana in diesen Tagen. Es geht ihr nicht direkt schlecht, aber ihr Leben ist doch ziemlich unrund.
Schon längere Zeit vor ihrer Scheidung hatte dieser merkwürdige Aufruhr begonnen. Und der letzte Seitensprung – der wievielte wohl? – ihres Hermann hatte dem ganzen nur die Krone aufgesetzt.
Nach nächtelangen recht emotionalen Gesprächen konnten sich die beiden letztlich doch auf eine einvernehmliche Scheidung einigen. Diese war dann auch ohne größere Komplikationen und geradezu freundschaftlich über die Bühne gegangen.
Wertvolle Spiegelungen
Romana hatte sich immer wieder gefragt, warum ihr Mann sie regelmäßig betrog. Aber dann hatten diese interessanten Bücher ihren Weg zu ihr gefunden. Und ihr letztlich klargemacht, dass vor allem ihre eifersüchtige Erwartungshaltung diese Seitensprünge angezogen hatte.
Vor allem aber ihr mangelndes Selbstwertgefühl. Etwas in ihr fühlte sich nicht der Treue nicht wert, die sie sich so sehr wünschte. Und ihr Hermann hatte ihr mit seinen Reaktionen bloß ein grelles Spiegelbild vor Augen gehalten.
Diese neue Klarheit begann sich nun mehr und mehr in ihrem ganzen Leben auszubreiten. So erkannte sie auch in anderen Bereiche eine völlig neue Bedeutung. Auch die beruflichen Zurückweisungen sollten ihr wohl bloß zeigen, wie lieblos sie mit sich selbst umging.
Nun, es war nicht immer leicht, diese neue Erkenntnis in ihrem Leben umzusetzen. Aber Romana war fest entschlossen dazu. Und dazu gehörte es auch, all das, was ihre Umgebung ihr zeigte, auf seine Bedeutung zu durchleuchten. Dabei waren auch ihre täglichen Träume wertvolle Botschaftsträger.
Spiel mit dem Traum
„Ich hänge derzeit also in der Luft“, denkt sie. „Ja, so könnte man es ausdrücken…“.
Nun erinnert sich Romana an das Traumbuch mit den Techniken zur Bewältigung von Alpträumen. Das hat sie vor kurzem so fasziniert.
Also geht sie wieder ganz in diesen Traum hinein und fragt sich, wie eine Lösung dieser Situation aussehen könnte. Sie öffnet sich ihrer Seele und bittet ihre Intuition um ein Symbol, eine Metapher. Verschiedene Möglichkeiten fallen ihr dazu ein.
Einerseits könnte sie mit viel Kraft die beiden Ränder dieses Abgrunds wieder zusammenführen. Im Traum ist ja nichts unmöglich und der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aber irgendwie schmeckt ihr diese Möglichkeit nicht. Sie bräuchte dazu viel Brachialgewalt, was nicht ganz nach ihrem Sinn wäre. Abgesehen davon würde sie dann ja zwischen den beiden Rändern eingeklemmt werden.
Es könnte aber auch von unten, aus diesem Abgrund, etwas hochkommen. Etwas, das ihr wieder Halt für ihre Füße geben und sie hochtragen könnte. Warum nicht, das klingt nach einer interessanten Möglichkeit. Und was könnte dieses „etwas“ sein?
Hilfe annehmen
Was könnte aus der Tiefe – ihres Unbewussten beispielsweise – hochsteigen und ihr neuen Halt geben? Ihre Liebe vielleicht? Jene Liebe zu sich selbst, die in den Büchern immer wieder beschworen wurde?
Und die sie immer mit so unsagbarem Glück erfüllte? Die ihr so wohl tat, wenn es ihr gelang, sich ihr für einige kostbare Augenblicke hinzugeben?
Ja, das wäre eine schöne Variante. Aber es gibt sicher noch andere Lösungen.
Weiter fragen. Die richtigen Fragen zu stellen, ist oft viel wichtiger, als die richtigen Antworten zu finden. So hat sie in den klugen Büchern gelernt. Was käme noch in Frage, um sie aus diesem In-der-Luft-Hängen zu befreien?
Natürlich, die gute Fee oder der Engel. Eine Hilfe, die in praktisch allen zweifelhaften Situationen angebracht scheint. Und natürlich die Variante des aus eigener Kraft Abhebens und Hoch-Schwebens. So wie der entfesselte Fesselballon…
Ja, genau! Diese Variante hatte einen sehr angenehmen Beigeschmack. Soll doch der Abgrund bestehen bleiben. Warum muss ich ihn schließen, wie in der ersten Variante angesprochen?
„Abheben, befreit von Erdenschwere! Mich über all das Erheben, was mich herunterziehen möchte. Der Schwerkraft entgegen wirken…“
Liebe ist der Weg
Also konzentriert sich Romana auf die Möglichkeit, ihre Schwere zu überwinden. Jene Schwere, die sie in diesem In-der-Luft-hängenden Zustand festhält. „Liebe ist der Weg“, heißt es immer wieder. Also nimmt sie ihre Liebe zu Hilfe.
Sie stellt sich vor, wie innige Liebe zuerst ihr Herz und dann mehr und mehr ihren ganzen Körper erfüllt. Ja ihr ganzes Wesen einnimmt. Und sie nimmt deutlich wahr, wie diese Liebe sie leicht werden lässt. Immer leichter. Dann hebt sie ab. Schwebt über diesem Abgrund hoch, der sie vorher noch zu verschlingen drohte.
Und dann sieht sie sich als glückliches kleines Mädchen über eine saftige und mit Blumen übersäte Frühlingswiese laufen.
Romana muss lachen. Diese Vision von dem kleinen Mädchen auf der Wiese hat sie immer wieder in ihren Meditationen. Und sie hat etwas ungemein Tröstliches, Aufbauendes, Beglückendes.
Atmung
Dann streckt sie sich behaglich und steht auf. Sie öffnet das Fenster und freut sich an ihrer täglichen Wechsel-Atemübung. Dabei atmet sie Frische und Lebensfreude ein und alle Belastungen und Zweifel und Ängste aus.
Nach drei Minuten fühlt sie sich wie neu geboren. Dann zieht sie ihre Laufsachen an und macht sich auf den Weg in ihren Park, um ihre allmorgendliche Runde zu ziehen.
Seit sie verstanden hat, wie Affragen funktionieren, spielt sie gerne damit. Klassische Affirmationen hatten bei ihr nie funktioniert, aber diese prozessorientierten Fragen doch. Und sie spielt gern mit diesen speziellen Fragen. Manchmal singt sie diese sogar in einer selbst komponierten Melodie. Das soll sinnvoll sein, um auch die rechte Gehirnhälfte mit einzubeziehen.
Aber am wichtigsten erscheint es ihr, sich intensiv in das Gewünschte hineinzuversetzen. Sie läuft nun bereits zwei Wochen mit ihrer Affragen. Und sie ist wirklich neugierig, ob diese magischen drei Wochen, über die sie immer wieder liest, auch bei ihr ihre Wirkung zeigen.
Aber Romana wartet nicht darauf. Sie will sich nicht darauf fixieren, denn das kann weder gut noch wirksam sein. Loslassen ist angesagt, und das möchte sie wirklich lernen.
Loszulassen ist nicht gerade ihre Stärke. Aber sie hat eingesehen, dass es ganz wichtig wäre für ihr Seelenheil. Und für ihr körperliche natürlich auch.
Aber auch hier geht es nicht um ein Loslassen-Müssen. Es geht um dieses leichte, freiwillige und freudige Mich-Lösen-von. Nicht aus einem Muss, das unwillkürlich Widerstand hervorruft. Sondern aus einem leichten und freiwilligen „ich löse mich!“
Leichtigkeit
Ja, Leichtigkeit ist auch so eine Qualität, die Romana mehr und mehr in ihrem Leben kennen und lieben lernt. Bisher hatte sie konsequent die Kant´sche Devise gelebt. „Wir sind nicht auf der Welt, um glücklich zu werden. Sondern um unsere Pflicht zu erfüllen!“. Und hat sich das Leben unnötig schwer gmacht.
Aber dann war ihr die Unsinnigkeit dieser Prämisse klargeworden. Und nun war sie bereit, ihr Leben für Freude und Glück zu öffnen. Disziplin ja, warum nicht, wenn sie Freude macht. Aber diese lemmingartige und freudlose Pflichterfüllung hatte sich für sie nun ganz und gar überholt.
Genau wie so mancher alte einschränkende Glaubenssatz.
Auf dem Weg zu ihrem täglichen Laufen fährt ihr der Aufzug vor der Nase davon. „Macht nichts“, denkt sie, „so kann ich auch vor dem Laufen etwas dehnen!“. Und erfüllt die Wartezeit mit einigen Dehnübungen.
Dann genießt sie ihre neue Errungenschaft – das tägliche Bewegungs-Programm – in vollen Zügen.
Und erfüllt ihr Laufen, so wie jeden Tag, mit Bewusstheit und weiteren Schritten auf dem Weg zu sich selbst.
Noch einmal erinnert sie sich nun an ihren In-der-Luft-hänge-Traum und an die wunderschöne Abhebe-Lösung. Und sie fühlt sich gleich noch ein Stück leichter.
Wundervoller Körper in Bewegung
Wie wundervoll ist es, ihren Körper in seiner Bewegung und Bewegtheit zu genießen. Jeden Schritt bewusst zu setzen und dabei die erdende Wirkung zu fühlen. Sie spürt die organisch mitschwingenden Arme und atmet tief.
Jeden Tag aufs Neue ist sie dankbar für dieses neue Glück, das ein befreundeter Internist ihr ans Herz gelegt hatte. Ihre bedenklichen Blutfetten hatten ihn zu dieser Empfehlung bewegt. Hoch soll er leben, jubelt sie, während ihr Körper die abschließenden Dehnübungen genießt.
Eine Botschaft?
Als sie vom Laufen heimkommt, merkt Romana, dass sie heute ihren Schlüssel vergessen hat. „Merkwürdig, was möchte mir das wieder sagen?“. So fragt sie sich.
Zum Glück braucht sie keinen Aufsperrdienst, weil ihr neuer Gefährte einen Schlüssel zu ihrer Wohnung hat. Er wohnt um die Ecke, also schaut sie bei ihm vorbei, um sich ihren Schlüssel auszuborgen.
Thomas freut sich, sie zu sehen. Besonders nach ihrem Laufen sieht sie immer so blühend aus. Er strahlt sie an und umarmt sie herzlich. Abends werden die beiden gemeinsam essen, und da bekommt er auch wieder seinen Schlüssel zurück.
Schließlich ist das ja der „Schlüssel zu ihrem Herzen“, wie er es so liebevoll ausgedrückt hat.
Auf dem Heimweg fragt sich Romana noch einmal, warum sie wohl ihren Schlüssel in der Wohnung liegen hatte lassen. Vielleicht, um sich die Möglichkeit zu geben, Thomas an diesem Morgen doch wenigstens für einige Augenblicke zu sehen?
Oder ist jemand in ihr, der ihre Wohnung nicht mehr möchte? Vielleicht will dieser Persönlichkeitsanteil Hals über Kopf zu ihrem neuen Geliebten ziehen?
Was könnte es sonst noch bedeuten?
Jedenfalls nimmt sie sich dieses Vergessen nicht krumm. Früher hätte sie sich garantiert wilde Vorwürfe gemacht und sich darüber hinaus noch für ihre Vergesslichkeit beschimpft. Heute sieht sie in allem eine Bedeutung und weiß, dass Fehler machen muss, wer lernen will.
Wertschätzung für Selbstverständliches
Auf das Duschen nach dem Laufen freut sich Romana immer ganz besonders. Sie genießt das unbeschreibliche Gefühl von Reinigung und Klärung, von Erneuerung und Befreiung. Es schenkt ihr eine Frische, die mit nichts zu vergleichen ist.
Heute ist das Dusch-Ritual allerdings etwas getrübt. Der Wasserstrahl versiegt, noch ehe sie sich den Seifenschaum abgeschwemmt hat.
Als sie merkt, wie der Strahl auf einmal schwächer wird, erinnert sie sich an das Hinweisschild im Hausflur. Darauf wurde die kurzfristige Wasser-Absperrung in den Morgenstunden angekündigt. Unwillkürlich muss sie lachen ob der Absurdität der Situation.
Aber dann erinnert sie sich dankbar, wie gut es ihr doch geht. Normalerweise hat sie ganz selbstverständlich jederzeit frisches Wasser zur Verfügung. Viele Menschen haben das nicht. All das bewusst anzuerkennen, hilft ihr ihre positive Lebenseinstellung.
Im Teekessel, so erinnert sie sich, ist noch etwas Wasser. Damit schwemmt sie sich notdürftig die Haare. Und nimmt auch das mit Humor. Oft ist es ganz gut, daran erinnert zu werden, dass wir die vielen Selbstverständlichkeiten schätzen sollten. So meint sie und nimmt diesen Hinweis bewusst zur Kenntnis.
Das gilt übrigens auch für ihre Mahlzeiten.
Bewusst essen
Romana lernt nach und nach bewusster zu essen. Und zwar nicht nur, was den Akt der Nahrungs-Aufnahme selbst betrifft, sondern auch die Auswahl ihrer Lebensmittel.
So genießt sie ihr Roggenbrot und den Tee, den sie glücklicherweise vor dem Laufen bereits gekocht hat. Sie trinkt ihn zwar lieber mit Milch, aber heute gibt es nur Honig. Die Milch ist ihr sauer geworden.
„Naja“, überlegt sie, „vielleicht sollte ich wirklich weniger schwarzen Tee trinken. Andererseits mag ich ihn so gern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass etwas, das man so liebt, schädlich sein kann!“
Eine befreundete Ernährungsberaterin hat ihr nahegelegt, der viele schwarze Tee, den sie sich vergönne, sei schädlich. Aber Romana ist irgendwie süchtig nach ihrer speziellen Tee-Mischung und meint, dieses eine Laster dürfe sie sich doch gönnen.
Liebevolle Gedanken
Auf dem Weg ins Büro gibt es wieder einmal einen Verkehrsstau. Nun, Romana ist spät dran, weil der kleine Ausflug zu Thomas sie kostbare Zeit gekostet hat. Andererseits waren ihr diese paar gemeinsamen Augenblicke so wertvoll, dass sie sie nicht missen möchte.
Sie ruft ihren Kollegen an, mit dem sie einen Termin hat, um sich für die Verspätung zu entschuldigen. Und weil sie das lächelnd tut, ohne Selbstvorwürfe oder Gewissensbisse, kann er ihr gar nicht böse sein. Er droht ihr nur im Spaß damit, dass sie abends nachsitzen würde müssen, um die versäumte Zeit einzuholen.
Die Zeit im Auto nützt Romana für liebevolle Gedanken an Thomas.
„Eine ganz merkwürdige Beziehung ist das. So viele Ähnlichkeiten haben wir trotz unserer Unterschiedlichkeit. Jedenfalls eint uns unsere positive Lebenseinstellung. Und die starke Anziehung trotz des Alters-Unterschiedes. Nun, es wird sich weisen, was aus dieser Begegnung noch wird. Aber er ist lieb, und ich habe ihn lieb!“.
Und sie stellt sich vor, wie sie ihren neuen Gefährten in eine wunderschöne regenbogenfarbene Seifenblase einhüllt und liebevoll sanft davon bläst. So lässt sie ihn frei.
Was wir uns wünschen, sollten wir bereitwillig loslassen.
Aber wie sagt der Fuchs in St. Exupérys bezaubernden Buch zum kleinen Prinzen? „Du musst mich zähmen…“.
„Nein, zähmen möchte ich Thomas eigentlich nicht. Lieben möchte ich ihn! Und mich an seiner Liebe freuen…“. So versichert sich Romana.
Ein Lächeln anzünden
Sie sitzt lächelnd am Steuer. Und merkt bei einem Blick zur Seite auf einmal, wie der Fahrer im Nachbarauto zur ihr herübersieht. Sie behält ihr Lächeln bei, warum auch nicht.
Und nun beginnt im Gesicht des anderen auch ein zuerst zaghaftes Lächeln aufzublühen. Zuerst hatte dieser Mann ganz ernst dreingesehen, ja geradezu verdrossen. Und nun lächelt er.
Romana freut sich. Sie weiß um die gesunde Wirkung echten Lächelns und ist zufrieden. Es ist doch schön, gibt ihre positive Lebenseinstellung ihr ein, einen solch heilsamen Einfluss auf einen wildfremden Menschen ausüben zu dürfen. „Ein guter Tagesbeginn!“, so meint sie.
Und merkt in diesem Augenblick, dass auch der Autofahrer schräg hinter ihr nun lächelt. Offenbar hat er die Szene beobachtet und sich auch der ansteckenden Wirkung ihres Lächelns nicht entziehen können.
„Na, wunderbar!“, jubelt sie, „ein solcher Tag verspricht viel Positives!“
Milde empfängt sie
Im Büro geht sie gleich zu dem Kollegen, mit dem die Besprechung bereits laufen sollte. Auf dem Tisch steht frischer Tee mit Milch für sie. Welch unerwarteter Trost für das missglückte Frühstück!
Und der Herr Doktor sitzt freundlich lächelnd und ohne jegliche Ungeduld an seinem Schreibtisch. Seine positive Lebenseinstellung zeigt sich heute wieder ganz besonders. Er lässt ihr Zeit, sich auf das Gespräch einzustimmen. Das dann auch in sehr kollegialer Weise geführt wird und dem entsprechend zufrieden stellende Ergebnisse bringt.
Mittags geht Romana gemeinsam mit einigen Kollegen zum Japaner essen. Seit sie das Wohlgefühl kennen gelernt hat, das gutes japanisches Essen in ihr hinterlässt, möchte sie diese Menüs nicht mehr missen.
Klärende Gespräche
Eine Kollegin scheint heute schief gewickelt. Normalerweise hat sie eine recht positive Lebenseinstellung, aber heute scheint ihr die abhanden gekommen zu sein. Sie greift Romana immer wieder an, wirft ihr Dinge vor, die so nicht vorgefallen sind.
Ihr Tag ist bisher so positiv und harmonisch verlaufen, trotz mancher Kleinigkeiten, die nicht perfekt waren. Aber diese Angriffe fallen doch irgendwie aus der Reihe.
„Was spiegeln mir die Reaktionen dieser Frau, mit der ich sonst einen recht guten Kontakt habe? Was will sie mir sagen?“. So fragt sie sich.

Nach dem Essen bittet sie die Kollegin, kurz in ihr Büro zu kommen und bemüht sich, die offensichtlichen Missverständnisse zu klären.
Romana erinnert sich an eine Auseinandersetzung mit ihrer Schwester, in der es um ein ähnliches Thema ging. Sie versucht, sich in die Kollegin hineinzuversetzen, sie zu verstehen und ihre Reaktion möglichst nachzuvollziehen.
Entgegenkommen
Diese merkt das Entgegenkommen und öffnet sich für das klärende Gespräch. Nicht alle Wellen können in diesem Augenblick geglättet werden, aber die beiden Frauen finden doch zu einem gewissen Konsens. Nämlich, dass sie in diesem einen Punkt nicht unbedingt übereinstimmen müssen.
Jede akzeptiert die Sichtweise der anderen und keine hat das Gesicht verloren. So können die beiden Kolleginnen beruhigt auseinandergehen.
Nachdem Romana ihre Arbeit für heute abgeschlossen hat, fährt sie noch rasch heim. Sie möchte ihr etwas missglücktes morgendliches Dusch-Erlebnis nachholen. Ehe sie sich dann erfrischt und heiter zum Rendezvous mit ihrer neuen Liebe begibt.
Ein Liebesabend zum Ausklang
Es ist ein herrlich lauer Sommerabend, und die beiden genießen ihr Abendessen in einem gemütlichen Gastgarten. Sitzen dabei unter einem mächtigen Kastanienbaum und freuen sich an den langen und liebevollen Kennenlern-Gesprächen bei einem Glas Rotwein.
Diese Nacht wird Romana bei Thomas verbringen.
Was sie an ihm besonders mag, ist seine positive Lebenseinstellung, mit der er sie immer auffängt, wenn ihre eigene nachlässt.
So sei wenigstens gesichert, dass sie am nächsten Tag nach dem Laufen wieder in die Wohnung hereinkann. So neckt er sie mit liebevoller Ironie. Und so müsse sie nicht eigens ihren Schlüssel vergessen, um ihn zu sehen.
Im Spaß droht sie ihm wegen dieser kleinen Bosheit, und dann lachen die beiden wie Kinder. Lachen und freuen sich ihres Lebens…
Mein Tipp für dich
Hier ist eine Art kleines „Muskeltraining“ – eine Empfehlung meiner Seele.
Nein, dabei geht es nicht um deine Muskulatur, sondern um deine Fähigkeit, das Positive auch im scheinbar Negativen zu erkennen. So wie jede zu erlernende Fähigkeit, ist auch das eine Frage der Übung.
Und wenn du dies immer wieder im „Trockentraining“ spielst, wird es dir dann auch leichter fallen, es im Alltag anzuwenden.
Frage dich:
- Was könnte ich in meiner (vielleicht aktuell belasteten) Beziehungssituation positiv finden?
- Könnte ich in meiner (vielleicht derzeit belastenden) Berufssituation etwas gut und sinnvoll finden?
- Welche meiner (vielleicht momentan mühsamen) Freundschaften erfreulich finden?
- Was könnte ich in meiner (vielleicht aktuell beengten) Wohnsituation positiv finden?
- Wie könnte ich meine (vielleicht derzeit zu kurze) Freizeit erfreulich finden?
- Was könnte ich an meinem Verhalten (mit dem ich nicht immer einverstanden bin) gut finden?
- Könnte ich das Wetter (das ich vielleicht lieber anders hätte) positiv finden?
Fazit
Ich hoffe, diese beiden Tagesabläufe geben dir wertvolle Identifikationsmomente.
Konntest du erkennen, welche Mechanismen wirksam werden, wenn jemand eine positive Lebenseinstellung hat?
Und wie es sich auswirkt, wenn die Lebenseinstellung überkritisch, zweifelnd und misstrauisch ist?
Ist dir klar geworden, wie sich die beiden Spiralen immer weiter verstärken?
Wie die negative Lebenseinstellung immer weitere negative Erfahrungen anzieht. Und wie die positive Lebenseinstellung die Herausforderungen leichter meistern lässt?
In meinem Beitrag zum Thema „Positive Einstellung“ findest du übrigens noch weitere Anregungen.
Und in diesem Beitrag findest du einen Lebenseinstellung Test mit weiteren Anregungen.
Wenn du Lebenshilfe in Form von Geschichten magst, empfehle ich dir auch meinen Roman „Ja zum Leben, ja zum Hier und Jetzt“
Bilder:
Fotolia © contrastwerkstatt 36605731 (Beitragsbild)
-„- © Gina Sanders 104714675 (Der Zusammenbruch)
Fotolia © Matthias Enter 83248227 (Die positive Lebenseinstellung)
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